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Schenkenberg ist eine vergleichsweise junge Siedlung und kein Dorf mit einer vielhundertjährigen Geschichte. Sie wurde 1926
gegründet. In Zeiten von Weltwirtschaftskrise und gravierenden politischen Umwälzungen waren damals viele Menschen auf der
Suche nach einer neuen Existenz. So kamen deutsche Siedler aus Russland, sogar aus Sibirien, nach Schenkenberg, aber auch
aus Pommern, Westpreußen und Schlesien ebenso wie aus dem rheinisch-westfälischen Raum. Im Ort fanden sich bald viele
Dialekte. Die Fähigkeit zur Toleranz ist den Schenkenbergern gleichsam in die Wiege gelegt. 1936 lebten bereits 770
Einwohner im Ort.
Die alten Schenkenberger brachten einen Traum in ihre neue Siedlung mit. Sie wollten hier nicht nur Haus und Hof errichten,
sondern auch eine Kirche bauen. Doch die Zeiten verwehrten es. Nationalsozialismus, 2.Weltkrieg und 40 Jahre DDR machten
einen Kirchenbau unmöglich. Und mehr noch: Diese Zeiten trugen allesamt zum Gemeindeabbau bei. Während ursprünglich noch
beinahe 100% der Schenkenberger Einwohner Christen waren, davon 85% evangelisch und 15% katholisch (Nur vier Einwohner
vermerkt die Kirchenchronik als konfessionslos!), schrumpft die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder bis zum Jahr 1992
auf 207 (26%). Doch so klein die Gemeinde auch wurde, für die verbliebenen Christen war es trotz gesellschaftlicher Härten
selbstverständlich, ihren Glauben erkennbar und einladend zu leben. Sie wollten immer auch Kirche für andere sein - offen
und ansprechbar für die Menschen im Ort. Auch das ist Schenkenberger Erbe! |
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Allerdings haben die räumlichen Bedingungen dieses Anliegen noch zusätzlich erschwert.In den Anfängen war der Evangelischen
Gemeinde das alte Gutshaus zur Nutzung zugewiesen worden, doch die damals schon nötigen Sanierungsmaßnahmen überstiegen
Kräfte und Möglichkeiten der Kirchgemeinde. Als das Gutshaus in den 80erJahren kurz vor der baupolizeilichen Sperrung stand,
kam es jedoch zu einer freundlichen Wendung. Die ortsansässige LPG Obstproduktion hatte Interesse am Gartenland der Gemeinde
gefunden. So versuchte der damalige Gemeindekirchenrat einen gewagten Tausch: Gartenland mit altem Gutshaus an die LPG -
dafür ein neues Gemeindehaus nach den Vorstellungen der Kirchengemeinde auf dem Ev. Friedhof! Beide Seiten mussten in einen
schweren Kampf mit den übergeordneten Institutionen - dem Ev. Konsistorium und der SED-Kreis- bzw. Bezirksleitung -
eintreten. Am Ende stand ein Kompromiss: Da die LPG kein kirchliches Gemeindehaus bauen durfte, bezeichnete man den Neubau
als Friedhofsgebäude. Und: Das Kreuz im neuen Haus durfte von der Straße nicht zu sehen sein! Unter diesen Bedingungen
konnte am 1.November 1984 Richtfest gefeiert werden. Das Haus, das der Kirchengemeinde von nun an zur Verfügung stand, ist
ein flacher, unauffälliger Zweckbau. Er birgt heute einen Gottesdienstraum (47m²), zwei kleinere Gruppenräume, zwei
Toiletten und eine Teeküche. Doch durch das stetig gewachsene Gemeindeleben kommt das Haus an die Grenzen seiner Kapazität.
Zwar blieb die Einwohnerzahl über 70 Jahre in etwa konstant, aber es kam nach der Wende 1989 mit der Bebauung der
Kirschbergsiedlung zu einer zweiten großen Zuwanderungswelle. Schenkenbergs Bevölkerung sollte sich in einem Zeitraum von
nur knapp zehn Jahren mehr als verdoppeln. Diesmal kamen die "Siedler" aus Ost- und Westdeutschland. Viele von ihnen
arbeiten in den verkehrstechnisch günstig angebundenen Städten Brandenburg, Potsdam und Berlin. Heute leben 1577 Einwohner
in Schenkenberg, darunter zahlreiche junge Familien. Das Ortsbild hat sich in den 90er Jahren enorm verändert. Es ist
bunter geworden. Sportverein und Feuerwehr finden regen Zuspruch. KiTa und Schule sind voller Leben. Doch es gibt nicht
wenige Kinder und Jugendliche, die sich selbst überlassen bleiben und auch manch älterem Menschen geht die Beheimatung
verloren." Wir kennen kaum noch jemanden hier!", ist von den Alteingesessenen oft zu hören. Diese neue Situation stellt
auch die Kirchengemeinde vor große Herausforderungen.
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