Unsere Gemeindeteile: |
. Gemeindeteil Trechwitz
Trechwitzer Ortsgeschichte
Trechwitz wurde erstmals 1186 als Kirchdorf erwähnt. Markgraf Albrecht II. schenkte die aus
Slawen und Neusiedlern bestehende Gründung 1220 dem Zisterzienserkloster Lehnin. Nach Auflösung des Klosters ging
der Ort als Lehen an den Lehniner Amtsmann von Happe. Darauf folgten die Familien von Blumenthal und von
Rochow (bis 1872). Später gehörte Trechwitz dann zum Amtsbezirk Jeserig. Seit 2003 ist das Dorf Ortsteil der Gemeinde Lehnin.
Trechwitz ist von alters her ein Kossätendorf, daneben gab es schon im 17. Jahrhundert einen Schmied, Hirten und
Pachtschäfer. 1745 waren sieben Bauern und neun Kossäten ansässig. Seit 1772 gab es auch einen Müller. Ab dem 19.
Jahrhundert wurden zudem Büdner angesiedelt (Kleinbauern mit eigenem Haus, aber wenig Land). Brände zerstörten 1838
das Gut, 1846 das Pfarrhaus und 1875 große Teile des Ortes.
Die Trechwitzer Kirche
Im Kern stammt die Trechwitzer Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Der mittelalterliche Bau wurde mehrfach
umgestaltet und umgebaut. Die letzte Erweiterung hin zu dem jetzt barocken Bau erfolgte 1750 unter dem Patronatsherrn
Ludolf Ehrenreich von Rochow. In diesem Zuge entstand unter dem Ostteil der Kirche die Rochowsche Familiengruft. Als
Baumeister wird der Sanssouci-Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff vermutet, dessen illegitime Tochter Caroline Juliane
von Knobelsdorff mit dem Sohn des Patrons Botho Wiegand von Rochow verheiratet war. Schriftliche Quellen, die dies belegen,
gibt es nicht. Auf die Verbindung der Familien deutet das Allianzwappen an der Patronatsloge hin. Eine umfassende
Kirchensanierung fand 1857 unter Baurat Gussow aus Brandenburg statt. 1899 wurde die hölzerne Decke eingezogen. 1934 wurde
bei einer Außensanierung das mittelalterliche Mauerwerk freigelegt. 1959 wurde die Patronatsloge zur Winterkirche umgebaut.
Die letzte Sanierung erfolgte 1986-89 unter Pfarrer Johannes Albrecht.
Die Trechwitzer Kirche ist eine Saalkirche mit hölzernem Spiegelgewölbe. Der Fußboden des Schiffs besteht aus quadratischen
Tonplatten. Der Altarraum ist um fünf Stufen erhöht und schwingt halbkreisförmig vor. Unter dem Altar befindet sich die
Patronatsgruft mit den Särgen des Bauherrn und seiner Familie.
Der Kanzelaltar mit seinen marmorierend bemalten ionischen Säulen stammt aus der Umbauphase um 1750. Er wird bekrönt von
einem Aufsatz mit Lamm und Auge Gottes, seitlich sitzen Posaunen-Engel. Der Taufengel, ebenfalls Mitte des 18. Jahrhunderts
entstanden, wird oft als der schönste der Mark Brandenburg bezeichnet. In der linken Hand hielt er einen Palmzweig, die
historisch Taufschale in Muschelform wurde 2016 nach der originalen Vorlage neu hergestellt. Die Orgel wurde 1846 von der
Firma Gottlieb Heise (Vorgänger von Schuke Orgelbau) errichtet. Das Gestühl der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert. 1992
wurden alte Inschriften zu den Stuhlinhabern freigelegt (z.B. Alt- und Neubüdnerstühle oder Bauern-Mädchen-Stuhl).
Die Kirche verfügt über zwei Glocken. Die ältere, kleine Bronzeglocke aus dem 13. Jahrhundert ist die älteste der Umgebung.
Sie ist eine Schenkung des Lehniner Abtes Heinrich (Amtszeit 1230-1245) an die Kirche. Die zweite, größere Bronzeglocke wurde
1408 gegossen. Wegen zahlreicher aufgedruckter Münzen wird sie als Münzglocke bezeichnet. Dem langjährigen Trechwitzer Lehrer
und Chronisten Hans Busch ist es zu verdanken, dass die Abgabe der beiden Glocken im Ersten Weltkrieg verhindert werden konnte.
Seit 2018 ist die Trechwitzer Kirche Pilgerkirche und Pilgerraststation am Bernhard-Pilgerweg um Lehnin.
(Christiane Klußmann)
Die Gruft der Trechwitzer Kirche (Bericht von Marlis Gräfin vom Hagen geb. von Rochow)
In der Kirche von Trechwitz ist eine Gruft, die über eine kleine Treppe von außen zu erreichen ist
und in der Särge von den Rochows stehen, die nicht verwesen. Von dieser Gruft geht aber auch die Sage, dass kein Rochowscher
Mann die Gruft betreten darf; er würde denn auf der Stelle tot umfallen! Irgendein Leutnant von Rochow soll es doch versucht
haben. Er hüllte sich in seinen Militär-Umhang und wollte seinen Kameraden, die draußen auf ihn warteten, seinen Mut beweisen.
Irgendwie soll sein Mantelzipfel an einem Sargbeschlag hängen geblieben sein, und der forsche Leutnant dachte, dass ihn ein
Toter festhalten wolle, und er erschrak so sehr, dass er auf der Stelle umfiel und seine Seele aushauchte! Wie gesagt… eine Sage.
Natürlich wollte ich nun Genaues wissen, und Renate Marschalleck (die Tochter des Gutsherrn von Trechwitz) und ich baten
Frau Marschalleck um den Schlüssel zur Gruft. Als Rochowsches Mädel bekam ich die Erlaubnis, und wir zwei zogen mit dem
großen Schlüssel in der Hand zur Kirche.
Ungefähr fünf bis sechs Stufen unter der Empore war die verblasste Eichentür mit einem vergitterten Fensterchen und einem
großen Schlüsselloch und – oh Wunder – das Schloss ging auf, und wir öffneten vorsichtig die Tür, die uns knarrend und
ächzend einen kleinen Spalt freigab, sodass wir gerade hineinschlüpfen konnten. Zuerst standen wir ganz still und atmeten
den Modergeruch und spürten auf der Haut das Schaudern der kalten Luft. Nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit
gewöhnt hatten, sahen wir rechts drei lange Haufen, es waren vermoderte Bretter, zerfallene Särge. Auf der linken Seite
ganz hinten war ein zerfallener Holzsarg, der noch auf einem Podest von Ziegelsteinen stand, der zersprungene Deckel gab
den Blick in das Innere frei, in welchem man Beinknochen sehen konnte.
Aber die beiden Särge links in der Mitte und vorn waren gut erhalten, die Sargdeckel lagen etwas schief. Wer mag sie
geöffnet haben? In dem mittleren Sarg lag eine Frau, das weiße Kleid aus Seide, und an den handgenähten Schuhen aus
Seide konnte man jeden einzelnen Stich erkennen. Alles war so gut erhalten, als sei die Tote erst vor ein paar Tagen
zur letzten Ruhe gebettet worden. Der nebenstehende Sarg war noch besser erhalten. Die langen schwarzen Stiefel berührten
mit ihren Sohlen das Holz des Sarges, und die Stiefelspitzen mit ihrer eckigen Form ragten in die Luft. Die Spitze des
Degens war gerade noch zu sehen. Am anderen Ende des Sarges gab der Deckel die Sicht auf einen schlafenden Männerkopf
frei. Die Augenhöhlen und das ganze Gesicht war mit einer Haut überzogen, die wie Samischleder, gelb-grau aussah, stumpf
und doch lebend.
Warum sind diese beiden Särge und ihre Toten so gut erhalten? Diese kleine Begebenheit kann sich 1927 oder ein Jahr früher
oder ein Jahr später abgespielt haben. Was sind zwei Jahre im Lauf der Geschichte?
Niedergeschrieben aus der Erinnerung 1980, mit einem Nachtrag von 1989:
Nach dem Familienbuch und der alten Stammtafel können die beiden Toten sein: Botho Wiegand von Rochow, geb. 1.3.1737,
gest. Trechwitz 21.3.1813 und seine Ehefrau Caroline Juliane von Knobelsdorff, gest. Trechwitz 25.11.1802
In den anderen Särgen könnten die Vorfahren des Botho Wiegand zur Ruhe gebettet sein, von denen drei Generationen als
Besitzer von Trechwitz angegeben sind: Ludolf Ehrenreich (1680-1751) und Gemahlin von Hacke; August Wilhelm I. (1648-1691)
und Gemahlin Marie von Rochow aus dem Hause Gollwitz; Ehrenreich Adolf I. (1615-1660) und Gemahlin Magdalene von Hacke-Berge.
Vaterunser-Meditation aus einer Wanderwege-Andacht in Trechwitz
von Pater Gundikar Hock (Jesuit und Exerzitienbegleiter)
Vater unser im Himmel
Du unnennbarer Gott,
unfassbares alles übersteigendes Geheimnis,
du hast uns Deinen Namen geoffenbart:
wir dürfen Vater sagen,
du hast uns erschaffen aus unendlicher Liebe.
Durch Deinen Geist und deine Liebe sind wir.
Du bist unser Vater,
du sorgst für uns, zu dir dürfen wir immer
wieder mit all unserer Not kommen.
Geheiligt werde dein Name.
Bekannt, verkündet, gefeiert,
ehrfürchtig geglaubt und genannt,
in Anspruch genommen,
geteilt in geschwisterlicher Liebe.
Dein Reich komme
Dein Reich ist nicht von dieser Welt,
aber in dieser Welt,
wir können es nicht von uns aus machen,
wir dürfen es aber erhoffen und erbitten
und mit deiner Kraft helfen, es zu verbreiten.
Es ist das Reich Deiner Gerechtigkeit und
Deines Friedens, das Reich Deiner Versöhnung,
das Reich Deiner Liebe.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Dein Wille ist gut, er will das Heil für uns,
für jeden Menschen.
Dein Wille ist erkennbar.
Dein Wille ist Liebe:
Oft können wir ihn nur gemeinschaftlich finden,
denn du hast uns in Gemeinschaft geschaffen.
Deinen Willen finden wir
in deinen Geboten, in den Propheten,
in Jesus Christus, in den Heiligen,
in der Kirche, die ihn verkündet.
Laß uns nach Deinem Willen suchen,
ihn unterscheiden
von dem, was nicht Dein Wille ist,
ihn ersehnen, auf ihn hören,
ihn in unser Herz aufnehmen,
ihn befolgen.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Jeder Tag hat seine eigene Plage.
Gib, daß wir uns nicht sorgen müssen um das Morgen,
sondern daß wir vertrauen können
auf das, was du uns heute gibst.
Laß uns offen dafür sein, was andere brauchen
und mit ihnen teilen.
Alles ist dein Geschenk.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Immer wieder werden wir aneinander
und an dir schuldig,
du aber bist ein barmherziger und gnädiger Gott.
Laß uns dies nie vergessen
und immer wieder dein Erbarmen anrufen,
aber auch selbst bereit sein,
zu verzeihen, Frieden zu machen
und den ersten Schritt zu tun.
Und führe uns nicht in Versuchung.
Laß uns nicht einander zur Versuchung werden,
sondern laß Vertrauen unter uns wachsen,
damit wir in allem ausgerichtet bleiben
auf dich und Deine Liebe.
Bewahre uns vor Vermessenheit,
die sich selbst alles zutraut,
aber auch vor Kleinmut und Ängstlichkeit,
und laß uns nicht an Dir zweifeln oder verzweifeln.
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Erlöse uns von dem Bösen in uns und um uns,
von allem, was noch nicht erlöst ist in uns,
und auch in den anderen Menschen.
Führe du endlich dein Reich herbei,
in dem es das Böse nicht mehr gibt
und du selbst alles in allem bist.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
|
|