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. Gemeindeteil Schenkenberg
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Schenkenberger Ortsgeschichte
Schenkenberg ist kein klassisches Dorf, gegründet an einem See, einem Fluss, einer Straße, gewachsen
über Jahrhunderte um einen Ortskern herum. Schenkenberg ist eine Siedlung, gegründet im Jahr 1928 von einer kommerziellen
Genossenschaft, mit dem Ziel, Menschen aus ganz Deutschland anzusiedeln, die in kleinen Bauernhäusern mit großen Parzellen
als Selbstversorger und Kleinbauern leben.
Der Ursprung von Schenkenberg war ein Vorwerk der Familie von Rochow, angelegt im Jahre 1827 zwischen deren Rittergütern
Jeserig und Trechwitz. Dieses Vorwerk bestand aus einem Wohnhaus und drei Wirtschaftsgebäuden. 1905 lebten dort sechs
Menschen. 1919 wurde das Vorwerk verkauft, 1925 ging es an die Siedlungsgesellschaft Märkische Scholle (später Deutsch-Land),
die zunächst 80 Siedlerstellen plante. Die ersten Siedler kamen 1928, sie kamen überwiegend aus dem Ruhrgebiet und aus
Schlesien. 1931 wurde die Verbindungsstraße nach Trechwitz gebaut. 1939 zählte Schenkenberg bereits 772 Einwohner.
Bis 1990 florierte vor allem der Obstbau in Schenkenberg. 1984 wurde das alte Vorwerk abgerissen.
Bis heute ist die alte Siedlungsstruktur des Ortes erkennbar. Es gibt in großen Abständen drei verschiedene Siedlungs-
bzw. Bauernhaustypen (meist Doppelhäuser) mit Anbauten und umliegendem Land für Ackerbau und Obstbaumplantagen. Die
Leichenhalle auf dem Friedhof wurde 1937 errichtet.
Die Schenkenberger Kleine Kirche
Die Geschichte der Kleinen Kirche Schenkenberg begann mit einem Traum – dem Traum der ersten Siedler
aus dem Rheinland und aus Schlesien von einer eigenen Kirche. Lange mussten sie in einem Provisorium, dem alten Gutshaus,
Gottesdienste feiern. In den 1980er Jahren kam Bewegung in die Sache, als die LPG Obstbau von der Kirchengemeinde eine
Wiesenfläche um das baufällig gewordene Gutshaus erwerben wollte. Der kühne Vorschlag des Gemeindekirchenrats, dass die
LPG im Gegenzug der Gemeinde eine kleine Kirche bauen sollte, wurde tatsächlich umgesetzt. Die Baubrigade der LPG errichtete
ein kleines Gemeindehaus, das als Friedhofsgebäude deklariert wurde und straßenseitig nicht durch ein Kreuz als Kirche
erkennbar sein durfte. Nach der Wende wurde der alte Siedlertraum dann endlich Wirklichkeit. Die Kirchengemeinde und das
ganze Dorf sammelten Spenden, und am 12. März 2006 konnte die Kleine Kirche im Beisein von
Landesbischof Wolfgang Huber
geweiht werden. Anlässlich der Einweihung soll ein bezeichnender Disput stattgefunden haben. Auf die scherzhafte Frage
des Bischofs Wieso kann eine sozialistische Brigade eine Kirche bauen? antwortete der LPG- Vorsitzende: Sie sehen, auch
im Sozialismus geschehen Zeichen und Wunder!
Die Kleine Kirche überzeugt durch eine eigene Stimmung, die sich hauptsächlich den von Helge Warme gestalteten Glasfenstern
verdankt. Die Fenster folgen einem doppelten Programm: Die äußeren sieben erzählen auf moderne Weise die Schöpfung nach
dem Alten Testament in sieben Tagen. Die inneren sieben Fenster, in Gelb-Ocker und Blau gehalten, sind ebenfalls
Schöpfungsfenster. Thema ist die aus dem Chaos hervorgehende Ordnung, die Schöpfung der Welt, umrahmt von einem
stilisierten Regenbogen.
Andacht zum 90jährigen Ortsjubiläum
Wir sind Schenkenberg. Wir sind anders. Bei uns muss man nicht 100 Jahre im Dorf gewohnt haben
wie anderswo, um dazugehören zu dürfen. Denn vor 100 Jahren gab es hier außer einem Vorwerk und einem Trampelpfad – nichts.
Wir sind Schenkenberg. Wir sind anders. Erfrischend anders. Selbstbewusst. Und offen.
Unser Zuhause ist keine Stadt, kein Dorf, sondern eine Siedlung. Und das allein schon ist besonders. Eine Siedlung
ist nichts Gewachsenes, sondern etwas in kurzer Zeit Geschaffenes.
Und inzwischen gibt es viele unter uns, die sagen: Schenkenberg ist meine Heimat. Und sie sagen es mit Stolz.
Heimat: Nicht geerbt, sondern erarbeitet. Selbst angelegt, erschlossen, gebaut.
In der Bibel heißt es: So spricht der Herr, der allmächtige Gott:
Baut euch Häuser und wohnt darin! Legt Gärten an und erntet ihre Früchte! Heiratet und bekommt Kinder!
Bemüht euch um das Wohl der Stadt, des Ortes, in den ich euch wegführen ließ, und betet für ihn.
Wenn es ihm gut geht, wird es auch euch gut gehen. (Jer 29,4-7)
1926 kamen die ersten hier an.
Sie kamen an mit großen Hoffnungen. Mit Hoffnungen auf ein besseres Leben.
Sie kamen an im Nichts.
Was es gab, waren ein paar halbfertige Siedlerhäuser in der Gartenstraße, die damals noch Bollertstraße
hieß; Bautrupps, die werkelten; ringsherum Wald und Sand, Stubben und steiniger Boden, auf dem kaum etwas wächst.
Kein Garten, keine Straße, kein Strom, keine Wasserleitung, nichts.
Nicht viel jedenfalls im Vergleich zu den Träumen, mit denen sie landeten.
Sie kamen aus dem Rheinland und aus Westfalen, hatten ihr Glück im Ruhrpott versucht und waren gescheitert.
Einige sahen das Elend und kehrten nach einer Nacht und vielen Tränen zurück in ihre alte Heimat.
Doch die meisten blieben. Aus Grubenarbeitern und Arbeitslosen wurden Siedler. Fleißige Siedler. Die
ersten halfen den zweiten und die zweiten den dritten und irgendwann halfen alle einander.
Baut euch Häuser und wohnt darin! Legt Gärten an und erntet ihre Früchte! Heiratet und bekommt Kinder!
Das haben sie getan, die ersten Schenkenberger. Wutzkes und Strehlaus, Sendowskis, Pienkoss´, Hensels
und all die anderen.
Sie haben gebaut und gewohnt. Gearbeitet und gearbeitet. Steine aufgesammelt, die die Bewirtschaftung
störten, im Garten und auf dem Acker. Erdbeeren gepflanzt und Kartoffeln, gegossen mit Wasser aus der
Pumpe, in Eimern herangeschleppt. Stück für Stück wurde aus den Waldflächen Ackerland, entstanden mehr
und mehr Siedler- und Bauernhäuser, wurden Straßen gebaut und Wasserwerke, Obstplantagen wurden gepflanzt.
Und man kümmerte sich um Absatz und Vertrieb. Später wurden Schule und Friedhofskapelle errichtet, der
Sportverein gegründet. Schenkenberg begann zu florieren. Und das alles dank des unermüdlichen Fleißes
der ersten Siedler.
Baut euch Häuser und wohnt darin! Legt Gärten an und erntet ihre Früchte! Heiratet und bekommt Kinder!
Bemüht euch um das Wohl des Ortes, in den ich euch wegführen ließ, und betet für ihn. Wenn es ihm gut
geht, wird es auch euch gut gehen.
Nach dem Krieg kamen Flüchtlinge aus dem Osten: aus Schlesien, Ostpreußen und von der Schwarzmeerküste.
Einquartierungen in großem Stil. Die Schenkenberger haben die Neuen nach anfänglichen Spannungen schnell
integriert. Zusammenarbeiten erwies sich als vorteilhafter als ausgrenzen und ablehnen. Und dann war da
der alte Traum der Siedler: Eine eigene richtige Kirche wie zu Hause. Der Traum wurde in den 70er Jahren
wahr. Im Tausch gegen Kirchenland baute die LPG eine Kirche, die nicht Kirche heißen durfte. Ihren Gott
hatten sie mitgebracht, die Siedler. Er war mitgezogen hierher in die neue Heimat, und sie waren sich
sicher, dass sie ihren Erfolg und ihr Glück nicht nur ihrem Fleiß verdankten, sondern Gott, der sie
nie verlassen hatte. Und seit zehn Jahren haben wir eine richtige Kirche mit einem Kreuz obendrauf.
Wo gibt’s schon noch sowas!
Baut euch Häuser und wohnt darin! Legt Gärten an und erntet ihre Früchte! Bemüht euch um das Wohl des
Ortes, und betet für ihn.
Einst hatte der Prophet Jeremia dies an die aus ihrer Heimat verbannten Jerusalemer geschrieben. Richtet
euch in der Fremde ein, seid fleißig. Und seid gewiss, Gott ist mit euch, wo auch immer ihr lebt.
Baut euch Häuser und wohnt darin! Legt Gärten an und erntet ihre Früchte! Bemüht euch um das Wohl des
Ortes, und betet für ihn.
Ein Wort, das uns heute genauso gilt. Denen, die gerade bauen im Kirschberg und in der Gartenstraße
und in der Wustermarkstraße und an anderen Stellen.
Aber vergesst eure Siedlung darüber nicht. Lebt in Eintracht miteinander: als Christen und Buddhisten.
Als gerade Zugezogene oder Alteingesessene. Kommt zum Sportverein, zur Feuerwehr, zur Kirche.
Helft einander. Und feiert miteinander. Feiert euren Ort. Eure Wahlheimat. Eure Siedlung. Feiert
Schenkenberg. Denn wir sind Schenkenberg! (Christiane Klußmann)
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